21/8/2023
Vor rund 400 Zuschauern besiegte die SG Mudersbach/Brachbach zum Heimspiel-Auftakt den FC Freier Grund mit 4:3 (1:1). Doch ob das Resultat Bestand hat, muss nun die Bezirksspruchkammer entscheiden.
Folgend die Berichterstattung von Fupa Westfalen:
Am Freitagabend besiegte die SG Mudersbach/Brachbach den FC Freier Grund mit 4:3 dank eines Treffers in der vierten Minute der Nachspielzeit.
Doch ob die Freude der SG lange anhält, dürfte fraglich sein. Der FC Freier Grund wird Einspruch gegen die Spielwertung einlegen, da vermeintlich ein regeltechnischer Verstoß des Schiedsrichters zum Siegtreffer der Gastgeber geführt hat.
Was war passiert? FC-Co-Trainer Jannik von der Heiden schildert gegenüber FuPa Westfalen: "In der 94. Minute bekam die SG Mudersbach/Brachbach an der Torauslinie unseres Strafraums einen Freistoß zugesprochen. Der Freistoß wurde flach an die Sechzehnerlinie gespielt. Dort stand der Schiedsrichter in ca. acht Meter Entfernung. Von dessen Schienbein prallte der Ball in die komplett andere Richtung an den Fünfmeterraum. Der gegnerische Stürmer bekam den Ball in den Lauf und musste nur noch quer legen, so dass sein Mitspieler in das freie Tor einschieben konnte. Da der Schiedsrichter eine Torchance eingeleitet hat, hätte er auf Schiedsrichterball entscheiden müssen. Daher haben wir uns auch entschieden, Einspruch einzulegen, um die Angelegenheit prüfen zu lassen."
Der Tatbestand, dass der Schiedsrichter immer "Luft" ist, gilt seit 2020 nicht mehr. Die Fußball-Regeln des Deutschen Fußball Bunds (DFB) sagen inzwischen dazu: "Der Ball ist aus dem Spiel, wenn er einen Spieloffiziellen berührt, aber auf dem Spielfeld bleibt und ein Team einen aussichtsreichen Angriff auslöst, der Ball direkt ins Tor geht oder der Ballbesitz wechselt. In all diesen Fällen wird das Spiel mit einem Schiedsrichterball fortgesetzt."
Schon in der vergangenen Saison gab es einen strittigen Fall in der Kreisliga A2 Hagen, indem ein Schiedsrichter ebenfalls die Partie nach seiner Ballberührung laufen ließ und dadurch ein Tor fiel. Die Entscheidung des Kreissportgerichts war aufgrund eines regeltechnischen Verstoßes des Schiedsrichters ein Wiederholungsspiel.
Alles andere dürfte auch in diesem Fall sehr verwundern, zumal sogar der 4:3-Siegtreffer der SG Mudersbach/Brachbach in einem Video festgehalten ist. Eine Anfrage an die SG Mudersbach/Brachbach läuft noch.
(Quelle: https://www.fupa.net/news/last-minute-sieg-in-der-bl-5-wiederholungsspiel-droht-mit-video-2967555)
Inzwischen hat FuPa Westfalen eine Stellungnahme der SG Mudersbach/Brachbach zum Einspruch des Gegners FC Freier Grund erreicht.
"Aus unserer Sicht hat das Thema zwei Ebenen. Zum einen die Frage der richtigen Regelauslegung und zum anderen die Frage, ob das Ergebnis des Spiels angefochten werden kann und sollte.
Nach unserer Regelkunde gibt es drei Gründe, wann das Spiel nach einer Berührung durch den Schiedsrichter mit Schiedsrichterball fortgesetzt wird: Wenn der Ball den Schiedsrichter berührt und danach ins Tor geht, der Ballbesitz wechselt oder ein Angriff lanciert/gestartet wird (vgl. Änderungen der Spielregeln 2019/2020 des DFB). Strittig ist im vorliegenden Fall, ob "ein Angriff lanciert wurde". Die vorliegende Situation bietet Interpretationsspielraum und bietet Gründe dafür und dagegen. Ob die Regel vom Schiedsrichter falsch ausgelegt wurde, sollten aus unserer Sicht die Experten mit dem Regelwerk entscheiden.
Grundsätzlich ist es aus unserer Sicht wichtig, sich der Tatsache bewusst zu sein, dass der leitende Schiedsrichter die maßgebliche Instanz ist, die über die Einhaltung der Regeln wacht und Entscheidungen trifft. Diese Entscheidungen sind im Regelfall endgültig und bindend, um den reibungslosen Ablauf eines Spiels zu gewährleisten. Der Schiedsrichter Tuncay Akkanat selbst hat die Situation am Freitagabend offensichtlich so interpretiert, dass die zuvor genannten Tatbestände für einen Schiedsrichterball nicht erfüllt wurden. Daher hat er den Treffer gegeben und damit eine Tatsachenentscheidung getroffen. Daher ist die Situation aus unserer Sicht entschieden und damit endgültig.
Sollte die Spruchkammer zu einem anderen Ergebnis kommen, würde aus unserer Sicht ein gefährlicher Präzedenzfall geschaffen bzw. das Urteil aus dem Kreis Hagen bestätigt. Es würde bedeuten, dass jede Entscheidung eines Schiedsrichters nachträglich durch externe Einflüsse angefochten werden könnte, was zu einer endlosen Spirale führen könnte. Dies hätte weitreichende Auswirkungen auf die Integrität und Glaubwürdigkeit des Fußballsports und könnte zu einer ernsthaften Erosion des Vertrauens in die Schiedsrichter und den Regelrahmen führen. Und ehrlich gesagt würde es den Fußball, den wir kennen und lieben, verändern. Wir sollten uns daran erinnern, dass der Sport in seiner Essenz menschlich ist und daher Fehler vorkommen können – sei es von den Spielern, den Trainern oder den Schiedsrichtern.
Alles andere liegt in der Hand der Bezirksspruchkammer. Wir sind gespannt auf das Urteil, das im Falle einer Annullierung weitreichende Folgen haben könnte."